Em. O. Univ.-Prof. Dr. Károly Rédei (1932–2008)

Em. O. Univ.-Prof. Dr. Károly Rédei (1932–2008)

Em. O. Univ.-Prof. Dr. Károly Rédei, von der Gründung des damaligen Instituts für Finno-Ugristik 1974 bis zu seiner Emeritierung 2000 Inhaber des einzigen finnougristischen Lehrstuhls in Österreich, einer der renommiertesten Finnougristen seiner Generation, verstarb am 17.08.2008 in Budapest.

Károly Rédei wurde am 11. April 1932 in Kiskanizsa geboren. 1951 maturierte er am Piaristengymnasium in Nagykanizsa und blieb dieser Schule Zeit seines Lebens verbunden. Hier lernte er u.a. die klassischen Sprachen Latein und Griechisch. Anschließend studierte er an der Philosophischen Fakultät der Eötvös Loránd-Universität in Budapest und absolvierte die Fächer „Ungarische Sprache und Literatur“ und „ Finnisch-ugrische Sprachwissenschaft“. Zu seinen Lehrern zählten solche Meister wie Géza Bárczi, Dezső Pais, Miklós Zsirai und György Lakó. 1955 schloss er sein Studium ab und begann seine wissenschaftliche Karriere im Rahmen einer Aspirantur. Rédei verteidigte seine Dissertation Die Postpositionen des Syrjänischen unter Berücksichtigung des Wotjakischen im Jahre 1960 und wurde Mitarbeiter (ab 1967 Abteilungsleiter) der Finnisch-Ugrischen Abteilung des Institutes für Sprachwissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Seine akademische Dissertation Die syrjänischen Lehnwörter im Wogulischen verteidigte er im Jahre 1967.  1974 folgte Rédei einem Ruf an die Universität Wien. Hier wurde er zum ordentlichen Professor und gleichzeitig Vorstand des neu gegründeten Institutes für Finno-Ugristik ernannt. Er leitete dieses Institut bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2000. Auch nach seiner Emeritierung unterrichtete er an unserem Institut, solange sein gesundheitlicher Zustand es erlaubte.

Károly Rédei gehörte zu den besten und bekanntesten Finno-Ugristen unserer Zeit. Seine Forschungstätigkeit erstreckte sich auf die gesamte Finno-Ugristik, wobei zu seinen bevorzugten Gebieten die Etymologie, die Lautgeschichte und die ob-ugrische und permische Sprachwissenschaft gehörten. Seine Publikationen werden noch lange Zeit in der Finno-Ugristik maßgeblich bleiben. Die Sprachwissenschaftler weltweit kennen ihn vor allem als Chefredakteur des Uralischen Etymologischen Wörterbuches – dieses Grundwerk der vergleichenden Finno-Ugristik ist bis zum heutigen Tag das Einzige seiner Art – aber er publizierte auch Chrestomathien, Textsammlungen und größere und kleinere Studien zu verschiedensten Fragen der finnisch-ugrischen Sprachforschung. Sein aktives Interesse für die Prinzipien und Grundfragen der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft kam auch in seiner letzten Monographie (Őstörténetünk kérdései [“Fragen unserer Vorgeschichte”], 1998) zum Vorschein, die eine ausführliche und beeindruckend sachkundige Kritik der dilettantischen Sprachvergleiche darstellt. Er war viele Jahre hindurch Redakteur der traditionsreichen Zeitschrift Nyelvtudományi Közlemények und wurde vielfach für seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet.

Károly Rédei war unser Lehrer, unser Kollege und unser Freund. Wir werden ihn sehr vermissen.